Gemäss Mikrozensus Mobilität und Verkehr 2015 ist die durchschnittliche Anzahl Flugreisen pro Person und Jahr zwischen 2010 und 2015 um 43% angestiegen. Grund dafür ist die starke Zunahme bei den Privatreisen um 53%, wogegen die Anzahl Geschäftsreisen stabil geblieben ist (14% aller Flugreisen im Jahr 2015).
Da zwischen 2010 und 2015 auch die mittlere Länge der einzelnen Flugreisen zugenommen hat, steigerte sich die Gesamtdistanz der Flugreisen pro Person und Jahr noch stärker als die Anzahl, nämlich um 57%. Die Luftverkehrsmobilität der Schweizer Wohnbevölkerung liegt nach Abzug von Umsteigern und Incoming-Reisen bei gut 1.6 Flugreisen pro Kopf und damit mindestens doppelt so hoch wie in Deutschland und Österreich (ca. 0.8) sowie in Frankreich und Italien (ca. 0.6).
Quellen: 1. Bundesamt für Statistik (BFS) (2017). Verkehrsverhalten der Bevölkerung – Ergebnisse des Mikrozensus Mobilität und Verkehr 2015. 2. Grafik von Intraplan (2018). Monitoring der Wettbewerbsfähigkeit des Schweizer Luftverkehrs 2018.
In der Schweiz ist der Flugverkehr mit 27% für den grössten Anteil am Klimawandel verantwortlich.
Gemäss den aktuellsten Zahlen des Bundesamts für Umwelt (BAFU) belaufen sich die Treibhausgasemissionen der Schweiz aus dem nationalen und internationalen Flugverkehr im Jahr 2018 auf 5.79 Mio. t CO₂-Äquivalente. Diese Emissionen müssen mit einem sogenannten Emissionsgewichtungsfaktor (EGF) multipliziert werden, weil sie aufgrund atmosphärischer Prozesse in der Höhe einen stärkeren Klimaeffekt aufweisen als in Bodennähe. Wissenschaftlichen Erkenntnissen zufolge kann zurzeit konservativ mit einem EGF von 3 gerechnet werden. Damit erhöht sich die Klimawirkung des Flugverkehrs in der Schweiz auf 17.35 Mio. t CO₂, was 27% der menschengemachten Klimawirkung entspricht.
Quelle: 1. Bundesamt für Umwelt (BAFU) (April 2020). Entwicklung der Treibhausgasemissionen der Schweiz seit 1990.
2. Akademie der Naturwissenschaften (SCNAT) 2021. Die Auswirkungen der Flugverkehrsemissionen auf das Klima 3. Bundesrat in seiner Antwort auf die Interpellation "Wie schädlich sind die Flugemissionen wirklich? Berücksichtigung der Nicht-CO2-Emissionen mit einem Emissionsgewichtungsfaktor"
Insgesamt kann in der Periode 2015 bis 2030 von einer Zunahme des Passagieraufkommens um 58% ausgegangen werden. Ohne klimapolitische Massnahmen wird der Flugverkehr aufgrund des prognostizierten Wachstums den Klimawandel weiter vorantreiben.
Das Passagieraufkommen an den Schweizer Flughäfen ist zwischen den Jahren 2000 und 2015 um 44% auf 49.4 Mio. Passagiere pro Jahr gestiegen. Die Corona-Krise führte bisher kaum zu einer Marktbereinigung im weltweiten Luftverkehr. Findet der Flugverkehr nach der Corona-Pandemie zur vorherigen «Normalität» zurück, so wird das Passagieraufkommen an den Schweizer Flughäfen laut Prognose des Bundesamts für Zivilluftfahrt (BAZL) bis 2030 auf jährlich 78 Millionen wachsen. Das sind rund 20 Millionen mehr als heute.
Quellen: 1. Grafik von Intraplan (2015). Die Nachfrageprognose – Entwicklung des Luftverkehrs in der Schweiz bis 2030. Im Auftrag des Bundesamtes für Zivilluftfahrt (BAZL). 2. Grafik von Bundesamt für Statistik (BFS) (2019). Swiss civil aviation 2018.
Knapp 80% der Zieldestinationen aus der Schweiz liegen gemäss Bundesamt für Statistik in Europa.
Nur ein kleiner Teil der Flugreisen hat einen anderen Kontinent als Ziel. Entsprechend ist das Verlagerungspotenzial auf den klimafreundlicheren Zug gross. Durch die Verlagerung vom Flugzeug auf den Zug können Treibhausgasemissionen eingespart und somit die negativen Auswirkungen auf die Umwelt verringert werden. Beispielsweise belastet eine Reise von Zürich nach Berlin mit dem Flugzeug das Klima gemäss WWF Schweiz dreissigmal stärker als eine Reise mit dem (Nacht)zug.
Quellen: 1. Grafik von Bundesamt für Statistik (BFS) (2019). Swiss civil aviation 2018. 2. WWF Schweiz (2020). Flugverkehr.
Ein Grossteil der Top-5-Destinationen ab den Schweizer Flughäfen ist klimafreundlicher mit dem Zug erreichbar. Viele Top-Flugdestinationen liegen in bester Nachtzugdistanz. Eine Million Menschen fliegt jährlich von Genf nach Paris – ohne jeglichen Zeitgewinn.
Der internationale Flugverkehr ist zurzeit von der Kerosinsteuer, der Mehrwertsteuer und der CO₂-Abgabe befreit, während der Bahnverkehr mit Mehrwert- und Stromsteuer sowie einer Trassengebühr belastet wird. Dadurch entsteht eine Marktverzerrung, die zu sehr günstigen Flugpreisen führt und die Nachfrage weiter beschleunigt. Die tiefen Flugticketpreise sind eine grosse Konkurrenz für den klimafreundlicheren Bahnverkehr. So wurden diverse Nachtzuglinien in den letzten Jahren eingestellt, weil sie von den Billigairlines verdrängt wurden.
Quellen: 1. Grafik von Litra (2019). Verkehrszahlen – Ausgabe 2019. 2. Grafik von Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) (30.05.19). SBB prüft neue Nachtzugverbindungen.
Die meisten mitteleuropäischen Länder inklusive aller Nachbarländer der Schweiz haben bereits eine Flugticketabgabe eingeführt. Die Klimaschäden einer emittierten Tonne CO₂ durch den Flugverkehr betragen 540 €.
Das deutsche Umweltbundesamt (UBA) hat für eine Tonne ausgestossener CO₂-Äquivalente Kosten für Klimafolgeschäden in der Höhe von 180 € berechnet. Für die Anwendung des CO₂-Preises auf die Emissionen aus dem Flugverkehr empfiehlt die Wissenschaft zusätzlich die Verwendung eines Emissionsgewichtungsfaktors (EGF) von 3. Daraus resultiert ein Preis von 540 € für eine Tonne CO₂.
Quellen: 1. Grafik von Koalition Luftverkehr Umwelt und Gesundheit (KLUG) (2019). Luftverkehr und Klima. 2. Umweltbundesamt (UBA) (2019). Methodenkonvention 3.0 zur Ermittlung von Umweltkosten – Kostensätze Stand 02/2019. 3. myclimate.org 4. Lee et al.
Heute reisen gemäss Mikrozensus Mobilität und Verkehr 2015 Haushalte der höchsten Einkommensklasse rund fünfmal häufiger mit dem Flugzeug als Haushalte der tiefsten Einkommensklasse.
Eine Erhöhung der Flugticketpreise – beispielsweise durch eine Flugticketabgabe, um den Flugverkehr aus klimapolitischen Gründen zu reduzieren – entspricht einer Lenkungsabgabe. Der Ertrag einer Lenkungsabgabe wird nach der reinen Lehre vollständig zurückerstattet, im Idealfall pro Kopf an die Bevölkerung. Damit verbindet sich der ökologische Nutzen mit dem sozialen Ausgleich. Entsprechend zahlen Vielverdiener mehr ein und Wenigverdienende erhalten mehr zurück. Rund 90% der Schweizer Bevölkerung werden finanziell von der Flugticketabgabe profitieren.
Quelle: Grafik von Bundesamt für Statistik (BFS) (2017). Verkehrsverhalten der Bevölkerung – Ergebnisse des Mikrozensus Mobilität und Verkehr 2015.
Der Luftverkehr verursacht gemäss Bundesamt für Raumentwicklung jährliche externe Kosten in der Höhe von über einer Milliarde Schweizer Franken. Diese Kosten werden zurzeit von der Bevölkerung getragen. Eine Flugticketabgabe leistet einen Beitrag, um diese Kosten auf die Verursacher abzuwälzen.
Die Flugticketabgabe ist eine Lenkungsabgabe. Auf Kurzstreckenflügen aus der Schweiz werden 30 Franken, auf Langstreckenflügen bis zu 120 Franken erhoben. 51% der Einnahmen werden an die Bevölkerung zurückvergütet. 49% fliessen in einen Klimafonds. Dank der Rückerstattung werden rund 90 % der Bevölkerung finanziell profitieren. Die Einnahmen aus der Flugticketabgabe ermöglichen zudem den Ausbau des Nachtzugangebots nach Amsterdam, Barcelona und Rom.
Quellen: 1. Bundesamt für Raumentwicklung (ARE) (2019). Externe Kosten und Nutzen des Verkehrs in der Schweiz: Strassen-, Schienen-, Luft- und Schiffsverkehr 2016. 2. ettlersutter Rechtsanwälte (2019). Internationale Klimafinanzierung – Verfassungsrechtliches Gutachten zuhanden von Alliance Sud betreffend die rechtlichen Anforderungen an zusätzliche Finanzierungsinstrumente. 3. Grundlagenstudie Flugticketabgabe Schweiz (sotomo, 2020)
Eine Mehrheit der Schweizer Bevölkerung begrüsst eine Flugticketabgabe.
Aus einer im August 2018 publizierten Bevölkerungsumfrage des Forschungsinstituts gfs-zürich geht hervor, dass die Schweizer Bevölkerung offen für eine angemessene Flugticketabgabe ist: Gemäss Umfrage sind 60% der Schweizer Bevölkerung der Meinung, dass die «Subventionierung des Flugverkehrs nicht mehr zeitgemäss sei». Im Schnitt würden 50 CHF für eine Flugticketabgabe auf einen innereuropäischen Flug als angemessen betrachtet. Gemäss einer Tamedia-Umfrage vom 21. Dezember 2018 befürworten 70% der Bevölkerung eine Flugticketabgabe zwischen 12 CHF und 50 CHF pro Reise, je nach Länge des Flugs.